Als wir am Sonntag den 10. März zur geplanten Wanderung über den Ludgerusweg aufbrachen, regnete es. Die Aussichten für den Tag waren trüb. Sehr trüb...

Nur "Mutige" dabei

Ein Gast hatte sich eingefunden, dem das Wetter offenbar auch nicht die Lust am „Draußensein“ genommen hatte. Wunderbar. Wir zogen los.

Wenig Weitsicht - viel Genuss

Lockeres Einlaufen in Richtung Bruder Klaus Kapelle. Der bei gutem Wetter herrliche Ausblick über die Baumberge offenbarte heute nur eine in Regenschleier gehüllte Landschaft. Wir genossen sie trotzdem. Weiter geht es in Richtung Billerbeck. Das Grau wird zunehmend zu einem freundlichen Grau. Vogelgezwitscher begleitet jeden Schritt. Die kleine Piepmätze sausen durch die Luft und sind geschäftig unterwegs.

Gute Gespräche!

Der nasse Boden der Wirtschaftswege schmatzt unter den Füßen. Die Unterhaltung ist ein munterer Austausch über vergangene Reisen, Lieblingsplätze, Wanderungen und Erlebnisse draußen – in der Natur. Und zwischendurch immer wieder kleine Entdeckungen am Wegesrand.

Quasi allein im nahenden Frühling

Den Regen, den haben wir längst vergessen. Dafür öffnen sich die Sinne für die Gerüche des feuchten Waldbodens, das Wahrnehmen der frischen grünen Triebe und Knospen, die Geräusche plätschernder Bäche und die Gesänge der Vögel, die in Scharen durch den Wald jagen. Eine Atmosphäre, die wir fast allein genießen dürfen. Kaum ein Mensch unterwegs.

Flow!

Schon bald liegen die ersten 15 Kilometer hinter uns. Wir wandern am Quellort der Berkel entlang und an Billerbeck vorbei. Eine große Rast brauchen wir nicht – alles im Flow. Selbst- und zeitvergessen, Kopf- und sorgenfrei – ganz im Jetzt und Hier. Der Regen legt eine kleine Pause ein und wir tun es ihm gleich. Kurze Rast. Es ist Mittag. Richtig Hunger hat keiner. Hier draußen schwindet das bohrende Hungergefühl auf wundersame Weise. Satt machen Eindrücke, Wohlgefühl und anregende Gespräche.

Tatsächlich Sonne!

Wir gehen weiter und auf einmal reißt der Himmel auf. Die Sonne und ein kleiner blauer Fetzen sind zu sehen. Damit hatten wir nicht gerechnet und freuen uns. Eine wohlige Wärme durchströmt mich und der einzige Gedanke jetzt: Tut das gut! Das Ganze hier, genau das, was ich gerade erlebe.

Und immer dabei: Der Sturm

Kurze Zeit später ändert sich das Wetter schon wieder. Sturm zieht auf. Gewaltig bläst es jetzt und geräuschvoll. Wir lassen uns von ihm durchrütteln und gehen eine Weile schweigen hintereinander her. Der Regen hat wieder eingesetzt. Ich schaue auf den Boden und auf die Füße meines Vordermanns und fühle mich trotz allem tief entspannt. Vorbei an Kloster Gerleve bewegen wir uns auf Coesfeld zu. Nun hat der Sturm an Kraft zugelegt und am Himmel wechseln sich Sonne und tiefschwarze Wolken im schnellen Wechsel ab. Wir betrachten das Naturschauspiel. Naturgewalten bei der Arbeit und wir mitten drin.

Schon da? Schon da!

Zufrieden, heiter und gelassen erreichen wir das Ziel. Wo ist die Zeit geblieben? 30 Kilometer und knapp 7 Stunden sind vergangen wie im Flug.

Anders als geplant...

Der Sturm hat den Zugverkehr lahmgelegt. Die geplante Rückfahrt zu unserem Ausgangspunkt findet daher im Taxi statt. Egal. Als wir uns von unserem Gast verabschieden, strahlt er und wir umarmen uns. Unser gemeinsamer Weg war ein wunderbares Erlebnis. Und das haben wir alle gleich empfunden. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Wetters. Den Pilgerweg ganz für uns und in einer grandiosen Natur.

Jedes Wetter ist gutes Wetter!

Wer sich mit uns aufmacht – egal bei welchem Wetter – findet in jedem Fall das: Abstand zum Alltag, ein Gewahrsein im Jetzt und Hier, kleine feine Glücksmomente. Und nicht zuletzt Inspiration in guten Gesprächen mit Wegbegleitern, in einer wunderbaren Natur, in sich selbst.

Also Arsch hoch und beim nächsten Mal mitkommen!

Egal bei welchem Wetter.

2 Kommentare

  • Ulrich Hoffmann,

    Hallo Berthold und Angelika, der Beitrag hat die Erlebnisse dieser Tour sehr treffend und beschaulich wiedergegeben. Ich denke immer wieder sehr gerne an einen erlebnisreichen Tag zurück. Es war trotz – oder gerade wegen des wechselhaften Wetters – ein sehr schönes und nachhaltig wirkendes gemeinsames Erlebnis.

    • Bertold,

      Ja, das stimmt! Es war uns ebenfalls ein großes Vergnügen. Schön, dass Du dabei warst!

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